Wie unter Pulser 3 angedeutet, habe ich mich mit der Übertragung von Bestückungsdrucken von Laserdruckern auf Platinen beschäftigt. Heute hatte ich für mein neues Projekt "Markisensteuerung DIY statt Somfi" eine Platine gefertigt und mit dem Nagellackentferner meiner Tochter den Toner auf die Bestückungsseite übertragen. Zunächst muss die Platine nach dem Ätzen gebohrt und auf der Bestückungsseite mit dem Nagellackentferner gereinigt werden. Dann die Bestückungsseite spiegelverkehrt ausdrucken (ich arbeite mit dem Layoutprogramm Layout 6) und ausschneiden. Zuerst auf die Bestückungsseite Nagellackentferner satt aufbringen, also nicht nur benetzen. Dann das Papier auf diese Suppe legen, ausrichten und andrücken. Jetzt die Rückseite mit Nagellackentferner tränken und 5 Minuten damit feucht halten. Währenddessen mit einem rundlichen Gegenstand den Toner auf die Platine reiben. Bei mir ist das die Rückseite des Schraubendrehers auf dem Bild. Nachdem der Nagellackentferner getrocknet ist, klebt das Papier auf der Platine. Der Kunststoff aus dem der Toner besteht, hat sich durch das Azeton im Nagellackentferner verflüssigt und nach dessen Verdunsten wieder verfestigt und verbindet jetzt wie ein Kleber Papier und Platine. Als nächsten Schritt habe ich die Platine in einem Eimer Wasser liegen lassen (10 Minuten). Das Papier ließ sich danach mit den Fingern abrubbeln. Das Ergebnis seht ihr hier:

Es ist nicht brilliant, aber es kann sich sehen lassen und ist einfacher herzustellen als andere Tonertransferverfahren. Meine Erkenntnisse: Zu viel Toner bzw. zu dicke Linien führen zum "Verfließen" der Symbole entlang den Papierfasern, wie bei der Fliege rechts unten. Zu wenig Toner hinterlässt zu wenig Spuren, wie rechts der ESP-Wimo. Gut geworden sind Linien um 0,3 bis 0,5 mm wie bei den drei Relais.

Der dargestellte Toner soll keine Werbung sein, nur ein Beispiel. Meine Tochter hatte ihn mir mitgebracht, darum habe ich diesen ausprobiert. Er enthält Azeton. Es kann sein, dass mit reinem Azeton bessere Ergebnisse erzielt werden können.

Ich bleibe dran und berichte.

Update 13.04.2020

Nun habe ich das weiter optimiert und eine Schritt-für-Schritt-Anleitung erstellt:

Das wird benötigt - ein spiegelverkehrt auf dem Laserdrucker gedruckter Bestückungsdruck, Nagellackentferner auf Acetonbasis und eine Platine

 

Zuerst wird die Platinenoberfläche mit etwas Nagellackentferner gründlich gereinigt.

 

Dann wird satt Nagellackentferner darauf geträufelt

 

Dann die zu übertragende Vorlage in den Nagellackentfernersee legen. Sie saugt sich voll mit Nagellack. Jetzt zügig ausrichten und dann nicht mehr verändern..

 

Das Aceton verflüssigt den Toner langsam. Vorsichtig mit einem abgerundeten Gegenstand über die Vorlage reiben, um den Toner auf die Platine zu drücken, damit er sich mit dieser verbinden kann. Das kann 5 Minuten daueren. Dabei nicht zu stark drücken, damit das aufgeweichte Papier nicht reißt. Hier ist Fingerspitzengefühl gefragt.

 

zweimal mit Nagellackentferner nachfeuchten, wenn durch Verdunstung das Papier zu trocknen beginnt

 

Dann ist auch dieser Nagellackentferner ziemlich verdunstet . Die Platine und das Papier sind durch den Toner miteinander verklebt und die nächste Phase kann beginnen

 

Das fast getrocknete Papier wird nun gewässert

 

Wie vorhin mit dem Nagellackentferner wird der Vordruck mit Wasser eingeweicht. Mindestens eine Minute warten

 

Dann kann vorsichtig mit den Fingern das Papier abgerubbelt werden

 

Das Zwischeneregebnis kann sich schon sehen lassen aber...

... wie man nach dem Trocknen sieht kleben noch Restfasern vom Papier am Toner

vorsichtiges Reiben mit einem angefeuchtetes Abtrockentuch entfernt auch diese Reste

 

Das Ergebnis ist für meine Zwecke sehr zufriedenstellend. Der Toner haftet sehr gut, aber er ist nicht kratzfest. Wer möchte kann den Bestückungsdruck mit Klarlack schützen.

 

Die Platine wird im Bohrständer gebohrt, zum Schutz des Drucks habe ich ein Blatt Toilettenpapier als Unterlage beim Bohren verwendet. Anschließend wurde die Platine bestückt.

Fertig. Insgesamt dauert das Tonerübertragen etwa 1/2 Stunde. Der Nagellackentferner ist ein Cent-Produkt.

Update 20.10.2020

Häufig ist die Vorlage nicht richtig ausgerichtet oder verrutscht oder durch Bewegung während des Rubbelns unscharf geworden. Darum habe ich das Verfahren angepasst. Mit Klemmen wird die Vorlage auf der Platine fixiert und dann auf das Papier zweimal der Nagellackentferner geträufelt - also ohne Nagellackentfernersee. Aber ordentlich und mit Gefühl gerubbelt, damit der verflüssigte Toner auf die Platine gedrückt wird:

Der Kugelschreiber ist mein Rubbelwerkzeug. Das funtkioniert gut, aber - wie man am Ergebnis sieht - wo nicht sauber gerubbelt wurde (s.B. 100uF-Kondensator), ist auch kein Toner auf der Platine. Wichtig ist, dass man das Papier einigermaßen trocknen lässt, bevor man es wieder wässert. Dadurch kann der Toner sich verfestigen:

Dadurch, dass es bei der angepassten, neuen Methode den Nagellackentfernersee nicht gibt, muss das Aceton nur von Papierseite aus den Toner auflösen. Dadurch ist die Haftung auf der Platine schwieriger und kann fast nur durch konsequentes Rubbeln und langer Lösungszeit erreicht werden. Beide Verfahren haben Vor- und Nachteile. Mit der neuen Methode wird das übertragene Bild sehr viel schärfer, auch sehr feine Strukturen (Op-IC) sind gut geworden. Aber es gibt auch Bereiche, wo die Übertragung nicht gut geworden ist.